Weser Kurier: Der Kickermeister

Bremen. Was viele für Freizeitbeschäftigung in der Kneipe halten, ist für Semin Mensah Sport. Der 25-Jährige wurde diesen Monat, als erster Bremer überhaupt, Deutscher Meister im Tischfußball-Doppel. Im Dezember geht es für Mensah zur Weltmeisterschaft nach Frankreich.

Blitzschnell und mit einem lauten Plopp landet der kleine Ball im Tor. Semin Mensah führt seinen gefährlichsten Trick vor: den Zieher. Dabei führt er den Ball seitlich zu einer Lücke, um ihn dann geradewegs ins Tor zu schießen. So hat sich der 25-Jährige von den „Kickerfreunden Bremen“ die Eintrittskarte zur Weltmeisterschaft im Tischfußball gesichert. In diesem Monat setzte er sich mit seinem Partner Jürgen Harms aus Oldenburg gegen 60 Teams durch und wurde Deutscher Meister im Doppel. Eine Leistung, die vor ihm noch kein Bremer Tischkicker geschafft hat.

Für Mensah war klar, dass er in diesem Jahr einen Platz auf dem Treppchen holen wollte. „Ich bin mit dem Ziel angetreten, unter die ersten drei Sieger zu kommen“, sagt er. Dass er dann im Hochsauerland auf dem ersten Platz landete, war auch für ihn überraschend. Semin Mensah war sogar so gut, dass ihn sein Sieg direkt in die Nationalmannschaft führte.

Mensah krökelt, wie das Kickern in der Szene auch genannt wird, bereits seit sieben Jahren. „Ich habe immer gerne gegen andere in der Schule gespielt“, erzählt er. „Irgendwann wollte ich mehr.“ An seiner Sportart liebt er vor allem, dass er dabei viel denken muss. „Das ist wie High-Speed-Schach“, sagt er. Der Kickertisch setze ihm dabei keine Grenzen. „Er ist immer da, und man kann die Tricks auch alleine trainieren.“

Vor zwei Jahren gründete er mit einigen Mitspielern den Verein „Kickerfreunde Bremen“. Mittlerweile spielen dort über 60 Mitglieder. Früher hat Mensah mindestens zweimal in der Woche trainiert. Heute schafft er es meistens nur noch zweimal im Monat, weil er eine Ausbildung begonnen hat.

Ruhig bleiben und überlegt handeln – das sieht der junge Tischkicker-Champion als Rezept für seinen Erfolg. „Man neigt dazu, in brenzligen Situationen unüberlegt zu reagieren. Da muss man versuchen, ruhig zu bleiben“, sagt er. Soweit es seine Zeit zulässt, spielt Mensah mindestens in einem Turnier pro Monat. „Turniererfahrung macht viel aus“, berichtet er. Bevor er mit seiner Ausbildung anfing, habe er in einer Kneipe gejobbt und nach den Schichten oft die Nächte mit seinen Kollegen „durchgezockt“. „Ich habe ihnen dann Punkte vorgegeben oder mit der falschen Hand gespielt“, erzählt er. Dadurch habe er gelernt, mit kniffligen Spielsituationen umzugehen. „Und man sollte stets ein Glas Wasser am Tisch haben. Das beruhigt und senkt den Puls.“

Semin Mensah kennt aber auch die Vorurteile gegenüber seiner Sportart, die für viele Menschen gar keine ist. „Vor wenigen Monaten wurde ja auch erst offiziell beschlossen, dass wir zumindest keine Nicht-Sportart mehr sind“, sagt er lachend. Obwohl er und seine Mannschaft von den „Kickerfreunden Bremen“ in der Bundesliga spielen, könne man damit kein Geld verdienen. „Der Sport hat noch viel zu wenig Sponsoren.“

Bevor die Weltmeisterschaft im Tischfußball-Doppel am 19. Dezember in Nantes beginnt, will sich der 25-Jährige noch mit seinem Doppelpartner besprechen und intensiv trainieren. Und dann möchte der Bremer gerne beweisen, warum seine Gewinnquote bei 82 Prozent liegt.

Quelle: Weser Kurier
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