Münster – Vier Augenpaare verfolgen einen kleinen, weißen Ball aus Hartplastik. Die dazugehörigen Menschen sind weit nach vorne gebeugt, hoch konzentriert und immer auf der Jagd nach dem nächsten Tor. So oder so ähnlich sieht es aus, wenn im „Spec Ops“ am Servatiiplatz der Kicker regiert. Meist werden hier Spiele der Kickerliga Münster ausgetragen, doch an diesem Abend bestreiten keine eingespielten Duos die Spiele, sondern zufällig ausgeloste Teams.
Zu ihnen gehören Regine Schneider und ihr Teamkollege Holger Harder. Regine trägt ein Trikot der Nationalmannschaft von Peru. „Das hat mir meine Schwester von ihrem Auslandsaufenthalt mitgebracht“, erzählt sie. Die Studentin ist kein unbeschriebenes Blatt in der Kicker-Szene. Sie spielt regelmäßig und trainiert jede Woche mit ihrem Kurs des Hochschulsports. „Ich habe früher in der Schule schon immer gegen die Jungs in den Pausen gespielt“, erinnert sie sich.
Dann geht es für Regine und Holger zum nächsten Spiel der Vorrunde. Der Spielort ist ein kleiner Raum im hinteren Teil der Kneipe. Es haben sich einige Zuschauer eingefunden, sie drängen sich auf dem Flur vor dem Raum und verfolgen von dort aus die Spiele. Man kennt sich. Die Leistungen der Spieler werden mal im Flüsterton, mal in Form von anspornenden Rufen bewertet, fast so wie beim Fußball auf der Tribüne.
Die Regeln sind einfach: Es gewinnt die Mannschaft, die als erstes sechs Tore erzielt. Es läuft zunächst sehr gut für Regine und Holger. Durch einige stramme Schüsse führen sie schnell mit drei Toren Vorsprung. Doch die Gegner haben sich nach ihrem missglückten Start in die Partie schnell gefangen und machen es noch mal spannend. Am Ende gewinnen sie. Regine und Holger haben trotzdem nicht ihr Lächeln verloren. Freudig klatschen sie sich ab und gratulieren den Gegnern. Kickern ist und bleibt ein Kneipensport.
Von Christoph Wind – Quelle: http://www.wn.de/Freizeit/Der-wiederbelebte-Kneipenklassiker-Kickern-hat-viele-Fans-unter-ihnen-sind-auch-Frauen